Ford Taunus 12M P4 – "Wie aus einem 'Cardinal' ein Taunus wurde"
ISBN: 978-3-95631-157-4 Format: A4 Bestelladresse: Internet: www.shaker-media.de
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In Amerika unter dem Codenamen „Cardinal“ entwickelt, dort von der Produktion Abstand genommen und anstatt dessen der deutschen Filiale aufs Auge gedrückt, die dann 680.206 Fahrzeuge des neuen Typs produzierte. So kann man in einem Satz die Geschichte des Ford Taunus 12M P4 beschreiben.
Eigentlich sollte der „Cardinal“ auch in den USA produziert werden, doch dann traf das US-Management die Entscheidung, das Fahrzeug ausschließlich in Köln bauen zu lassen. Da aber bei Ford in den USA wesentlich mehr Entwicklungskapazität zur Verfügung stand als in Köln, entschloss man sich, die Entwicklung in Amerika voranzutreiben. Vielleicht mag auch eine Rolle gespielt haben, dass Ford USA – gerade einmal 15 Jahre nach Beendigung des 2. Weltkriegs – ihrem deutschen Ableger noch keine so komplexe Fahrzeugentwicklung zutraute.
Also begann man in Dearborn mit der Entwicklung des „Cardinals“. Doch auf die Hilfe der deutschen Kollegen aus Köln wollten die Amerikaner keinesfalls verzichten. Denn für sie gab es einfach zu viele Aspekte, die für ein europäisches Fahrzeug berücksichtigt werden mussten und für deren Komplexität deutsche Ingenieure offenbar besser geeignet waren. Mit dem Slogan „Viel Auto fürs Geld“ brachte Ford dann im September 1962 den neuen Taunus 12M auf den Markt.
„Von der Radkappe bis zu Regenrinne ist der Taunus 12M neu konstruiert worden.“ So begann die Pressemitteilung, die Ford mit einer Sperrfrist versehen hatte. Erst die Morgenausgaben durften frühestens am 15. September über das neue Taunus-Modell berichten. „Sein Entwurf – Vorderradantrieb und V4-Motor – vereinigt Bewährtes und Neues im Automobilbau. So entstand ein Personenwagen, der keinen technischen Vorgänger hat.“
Ein Autokritiker schrieb: „Kein einziges Teil an dem bildschönen neuen Taunus 12M … ist von seinem Vorgänger übernommen worden – mit Ausnahme der Reifen …“ Ford Verkaufsdirektor Max Ueber hatte sich und seiner Firma zum Ziel gesetzt, mit dem neuen Taunus um den Kunden zu werben, der sich sein erstes Auto kauft. Damit schielte er in Richtung Konkurrenz von Opel und Volkswagen. Für Ford bedeutete das, das neue Modell musste nicht nur technisch interessant sein; auch sein Preis musste stimmen. Während der VW 1200 Export im Jahr 1962 mit DM 4.980 zu Buche schlug, musste man für den Opel Kadett schon DM 5.075 DM ausgeben. Ford siedelte sein neues Modell anfangs bei DM 5.330 an. „Dieser Preis für ein vorzügliches, nach den letzten Erkenntnissen gebautes Personenauto ist unwahrscheinlich“, schrieb ein erstaunter Motorredakteur.
Und nicht nur der Einstiegspreis kam bei der Presse gut an. In ersten Berichten über den neuen Kölner überboten sich Redakteure und Testfahrer mit Lobeshymnen. Der eine rückte den 12M „fraglos ganz dicht an die deutsche Mittelklasse“ heran. Und der andere bescheinigte ihm, „in seiner Grundkonzeption hervorragend geplant“ worden zu sein. Die „Welt am Sonntag“ verlieh dem Kölner Autobauer das Kompliment: „Ford hat einen kühnen Wurf gewagt …!“
Den neuen Taunus bot Ford anfangs als zweitürige Limousine an. Dann folgte der 12M TS, der mit einem 1,5 Liter (55 PS) ausgestattet war. Im März 1963, auf dem Genfer Autosalon, gab es dann die Kombi-Version zu sehen und ein halbes Jahr später präsentierte Ford auf der Frankfurter IAA das Coupé - „Magnet der IAA 1963“ wie Ford in einer Pressemitteilung schrieb. Auch ein Cabrio war Bestandteil des Angebotes. Der Kölner Karosseriebauer Deutsch machte, wie es eine Zeitschrift formulierte, aus dem 12 M oder 12M TS „ein hübsch aussehendes 2/2-sitziges Cabriolet“. Im September 1964 gesellten sich die TS und Coupé Versionen mit einem flotten 65 PS Motor zur P4-Palette.